Fadenraum mit Textil
Performance - Inside Out - Semiotik Labor 1
Ausgangsituation
dazz JAZZ WINTER Darmstadt ist ein Jazzfestival, das in komprimierter Form die Vielfalt des Jazz in Darmstadt präsentiert. Der Fokus liegt auf der in Darmstadt seit Anfang der 1950er Jahre sehr lebendigen Jazztradition. dazz JAZZ WINTER Darmstadt will aber nicht nur Neugier für unentdeckte Musik an eingeführten und neuen Spielorten in der ganzen Stadt wecken, sondern auch den Blick auf eine künstlerisch innovative Szene und die Wechselwirkungen von Musik und Kunst lenken.
So werden bei 17 Veranstaltungen in 10 Tagen und an 12 Orten sowohl Konzerte zwischen New Orleans-Jazz und zeitgenössischer Avantgarde zu hören wie auch Ausstellungen und Filme zu sehen sein.
Meine künstlerischen Arbeiten verfolgen den Ansatz, traditionelle Sparten- und Gattungsgrenzen zu überwinden. Durch meine interdisziplinäre Herangehensweise ergeben sich vielfältige Überschneidungen zwischen bildender Kunst, Musik, Tanz und Architektur, die ich produktiv für mein künstlerisches Werk zu nutzen suche.
Der Idee des dazz JAZZ WINTER Darmstadt folgend, Musik und darstellende Kunst in einen Dialog zu bringen, entstand bei den Veranstaltern des Jazz Instituts und der Centralstation Darmstadt das Vorhaben, meine Performance als programmatischen Bestandteil in das Programm des dazz JAZZ WINTER Darmstadt aufzunehmen.
Vorhaben
Im Adelung 33, Gemeinschaftsatelier und Veranstaltungsort, sollen in dem von mir entworfenen und gestalteten Raum Semiotik Labor 1 ein Saxophonist und eine Tänzerin zeichenhaft in Kommunikation treten.
Das Semiotik Labor 1 ist eine Raumstruktur, die aus einer abgehängten Decke, einer Rückwand und einem schwebenden Boden besteht. Die Boden- und Deckenplatte sind mit 2 mm starken elastischen Fäden verbunden, die unter Spannung durch die gelochten Ränder der Decke und des Bodens eingefädelt sind. Diese Konstruktion versetzt die Bodenplatte in einen schwebenden Zustand, der augenscheinlich nicht zu erkennen ist. Erst durch das Betreten der Raumskulptur senkt sich der Boden ab und bringt gleichzeitig die Fadenstruktur in Bewegung.
Für die Performance wird im Innern eine zusätzliche Stoffebene in einem bestimmten Abstand zu den Fäden ergänzt. Der semitransparente elastische Stoff ermöglicht bei einer Hinterleuchtung einen schemenhaften Einblick und bildet eine Linienstruktur ab, wenn das Licht von außen durch die Fadenstruktur dringt.
In diesem inneren Raum, der mit der Rückwand allseitig umschlossen ist, wird eine Tänzerin mit ihrem Körper die elastische Membran durch ihre Bewegungen verformen und gleichzeitig durch Ent- und Belastung der Bodenfläche die Fadenstruktur wie oben beschrieben in Schwingung versetzen. Die differierend körperhaften Ausformungen der Projektionsfläche mit dem Schattenbild der oszillierenden Fadenstruktur erzeugen ein semiotisches Verhältnis .
Begleitet wird diese Aktion durch ein frei improvisiertes Saxophonspiel, das die visuelle Zeichendichte in eine musikalische Interpretation übersetzt.
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Die Semiotik als Lehre von den Zeichen ist nach Charles Sanders Peirce (1839–1914) nicht nur die Grundlage jeder Kommunikation, sondern auch die Voraussetzung für jede Form der Erkenntnis, denn jedes Denken ist ein Denken in Zeichen. Die Theorie begreift das Zeichen nicht als ein Ding, als ein statisches Objekt, sondern als eine dreistellige (triadische) Relation zwischen
1. einem Mittel, also dem materiellen Zeichen,
2. einem Objekt, auf das sich das Zeichen bezieht, und
3. einem Interpretanten, also dem System, in dem das Zeichen zu verstehen ist.
Ziel des Projekts mit perspektivischem Blick
Meine Arbeit folgt der Vorstellung, dass Kunst als geistig-sinnlicher Prozess Austausch und Transparenz fördern kann. So prägen Offenheit für spatenübergreifendes Denken und Handeln meine Arbeit. Die Performance „Inside Out“ ist eine offene künstlerische Situation in einem semipermeablen Raum, in dem die bildende und darstellende Kunst und Musik im Raum in Realzeit vor Publikum in Kommunikation treten. Die räumliche Trennung von Akteuren und Betrachtern wird durch das Ineinanderübergehen verändert und schrittweise transformiert, sodass das Publikum Teil der künstlerischen Prozesse werden kann.
Über die Aktion der Performance hinaus ist mein Konzept auch mit gesellschaftlichen Anliegen verbunden. Das Atelier Adelung 33, gelegen im westlichen urbanen Umfeld der Innenstadt in einer Hofsituation einer mehrstöckigen Anlage mit Bewohnern aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern, bietet ein vielfältiges gesellschaftliches Umfeld und die besten Voraussetzungen, um Kunst in den gesellschaftlichen Alltag zu bringen und einen Perspektivenwechsel anzuregen, der kulturelle Vielfalt als eine wertvolle gesellschaftliche Ressource und innovationskräftige Chance betrachtet.
Zeitpunkt und Dauer
Im Rahmen des Jazzfestivals „dazz JAZZ Winter Darmstadt“ (vom 11. bis 20. Januar 2019) als Uraufführung am Samtag, den 19. Januar 2019.
Kulturpartner
dazz – Jazz Winter Darmstadt ist eine Zusammenarbeit der folgenden Veranstaltungsorte:
Achteckiges Haus, Centralstation, Jazzinstitut Darmstadt, HoffArt Theater, Justus-Liebig-Haus, Bessunger Knabenschule, Oettinger Villa, Programmkino Rex, Stadtkirche Darmstadt und Vinocentral
Ansprechpersonen:
Meike Heinigk (Centralstation)
Arndt Weidler (Jazzinstitut)
Beteiligte Künstler
Christof Lauer
Saxophonist, NDR Bigband
Cyril Baldy (ausgefallen)
Tänzer, Nederland Dance Theatre,
The Forsythe Company, PACT Zollverein
Réka Baranyi,
Tänzerin, Nationaltheater Mannheim
Vincenzo Minervini
Tänzer, Delattre Dance Company